Vertreibung aus dem Paradies:
Gen 3. 7: „Ihnen gingen die Augen auf
und sie erkannten, dass sie nackt waren.“
Oben im Bild der Engel mit dem Flammenschwert,
der nach dem Sündenfall
die Rückkehr ins Paradies verhindert
Masaccio (1401-1428)
Die großen Blätter vom Feigenbaum (Ficus ficaria), mit denen sich unsere nachparadiesischen Ureltern notdürftig bedeckten, verwendeten ihre zivilisierten Nachkommen als Lendenschurz oder als das, was wir heute im weitesten Sinne, ob drunter und/ oder drüber, als Hose bezeichnen.
Anfangs waren es die zentralasiatischen Steppenvölker, deren Krieger sich überfallartig weithin und rasend schnell mittels ihrer domestizierten Pferde fortbewegten. Zum ungehinderten Aufsitzen ließen sie nicht nur vorne ihren Mantel aufstehen, auch hintenherum machte sich der Hunne einen Schlitz. Die frei herabhängenden Seitenteile ließen sich zwischen die Beine stecken. Das war auch gut so, damit sich keiner nach langen Tagesritten auf den zunächst noch ungesattelten Pferden einen „Wolf“ ritt. Das war vielleicht der Prototyp der ersten Hosen.
Auch ein Geschlüngs aus schlichten Lappen, das sich andernorts Männer, meist niederen Standes, zu einem Schurz zusammenknoteten, konnte man noch nicht ernsthaft eine Hose nennen. Ablegen und zugleich Zerlegen der meist nur provisorischen Bekleidung war schnell mal passiert, mitunter im unpassendsten Moment.
Hierzu ein Beispiel von großer Peinlichkeit: Als bei einem Passionsspiel – in spätchristlichen Zeiten, versteht sich – ein Laiendarsteller den Schächer am Kreuz verkörperte, drohte ihm vor den Augen der Zuschauer bei erhobenen Armen der Schurz herabzusinken. Als er mit den Händen sichernd nachgreifen wollte, ließ er den Querbalken los und fiel im nächsten Moment vornüber vom Kreuz. Der Schächer zur anderen Seite musste über seinen abgestürzten Kollegen derart heftig lachen, dass er ebenfalls vom Kreuz fiel. Nun war auch beim Publikum der gebotene Ernst der Passion endgültig dahin.
Zurück zum Ernst, zur Antike und ihrer Hochkultur. Für die Mittelmeeranrainer galten Hosen lange Zeit noch als barbarisch. Die Fußtruppen der römischen Legionen zogen nach wie vor mit ihren zivilisierten kurzen Röckchen, einer unten offenen Tunica, in die Schlachten.
Ohne Schurz darunter mochte sich mancher Krieger, vor allem beim Einsatz nördlich der Alpen, sein Urogenitalsystem verkühlt haben. Da half nur das nächstgelegene Thermalbad. Die Einheimischen verstanden indessen, ihr Gemächte mit einem wärmenden Schurz zu schützen, für alle frostigen Fälle aus Fellen zusammengefügt.
Die germanischen Frauen blieben zweckmäßigerweise unter ihrer Lendenbedeckung unten offen – für alle Fälle. Noch Jahrhunderte danach bedeckte nur e i n Rock ihren Unterleib, für den Fall des Aufwehens wurden auch mehrere lange Röcke übereinander getragen, v. a. im Ba-rock und Ro(c)k-oko, Ein Schweben und Schwingen der Röcke stellte sich als gern gesehener Nebeneffekt ein. Der hinterwärts aufgesetzte, mit Tüll aufgebauschte „Cul de Paris" (Pariser Hintern), versprach oft mehr, als wirklich dahinter steckte.
Bald unterschied man bei den regelrechten Hosen, die sich, da sie einfach praktisch waren und nicht nur bei den Reitern, letzthin allgemein bei den Mannspersonen durchsetzten, zwischen Ober- und Unterhosen – bei letzteren noch dessen Ersatz wie weiland bei GOETHEN (s. Erläuterungen an späterer Stelle) durch überlange Oberhemden.
In einem Lustspiel „aus dem bürgerlichen Heldenleben“ von CARL STERNHEIM steht „DIE HOSE“, in Sonderheit eine Unterhose, im Mittelpunkt des Geschehens. Seit dem 19. Jahrhundert gehörte so ein Teil auch bei den Damen zur Unterwäsche. Die Uraufführung am 15. Februar 1911 löste einen Skandal aus. Der ätzende Spott gegen den deutschen Spießbürger führte vorübergehend zu einem Aufführungsverbot.
Was passiert in dem Theaterstück? Frau Luise hatte ihren Ehemann Theobald in eine ausgesprochen peinliche Situation gebracht. Auf offener Straße, fast unter den Augen des vorbeikutschierenden Kaisers und inmitten der jubelnden Massen, so sich die Untertanen hochreckten, um ihre Majestät hochleben zu lassen, löste sich in der Art einer Reißleine, ein strategisch wichtiges Band an der Unterhose von Frau Luise. Immerhin trug sie eine. Das delikate Kleidungsstück ihrer Unterwäsche ging nun aber unhaltbar nieder. In der Tat ein Eklat für alle, die es mitbekamen. Alles weitere einfach nur lachhaft. Ein Höschen kann mal rutschen, aber es darf nicht, nicht zur Unzeit und in der Öffentlichkeit, dachte des Kaisers sittsame „Jattin Aujuste". Allein, wegen der verdorbenen Fantasie, die ein entschlüpfter Damenschlüpfer bei dem einen oder anderen Herrn entzünden mochte, auch wenn bei diesem „Zwischen-Fall“ keiner „die geheime Offenbarung“ unter dem Rock zu sehen bekam. Aber der zu Füßen liegende Corpus delicti ließ keine andere Schlussfolgerung zu.
Nicht nur die einfachen Frauen hatten noch lange Zeit, seit Jahrhunderten kann man sagen, überhaupt keine Unterhosen an. Mit „unten ohne“, also ohne „Hose an sich“ unterwegs zu sein, war für die Frauen nicht mal unpraktisch. Als man noch eine große olfaktorische Bandbreite zwischen parfümiertem Wohlgeruch und üblem Gestank zuließ, konnten Frauen ohne Unterhose, wenn sie ihre Beine nur ein wenig spreizten, an Ort und Stelle, wo auch immer das gerade war, ihr Wasser ablassen. Manch Kirchgängerin hinterließ nach längerer Andacht vor dem Gnadenbild – „oh, Maria hilf!" – auch schon mal ein Pfützchen auf dem Steinboden der Kirche. Immerhin, der nach katholischem Brauch reichlich verschwenkte Weihrauch sorgte in den heiligen Hallen für die Wiederherstellung eines gottgefälligen „frommen Dufts“.
Der weltgrößte Weihrauchkessel, der 150 cm hohe und 53 kg schwere Botafumeiro, wird unter der Kuppel der Kathedrale von Santiago de Compostela über den Häuptern der stinkenden Pilgerschaft in Schwingung versetzt. Acht Männer, Tiraboleiros, braucht es, um den gigantischen Duftschwenker in Gang zu bringen.
Der Mensch in der damaligen Zeit konnte – abgewandelt nach DESCARTES – im Hinblick auf die Wahrnehmung seiner Anwesenheit sagen: „Ich rieche/stinke, also bin ich." In den noblen Palais hatten die Suiten damals zwar viele Räume, aber nach dem kleinen Kabinett, dictus „Secretum“ oder „Locus“, musste man mitunter lange suchen.
Im großen Schloss von Versailles, das letzthin von nahezu 5000 Menschen bewohnt wurde – fast ein kleine, allerdings übelstinkende Stadt – gab es nur vier (!) Toiletten. Eine davon war ständig für den König reserviert. Freilich wurde ihm oftmals der „Kackstuhl" nachgetragen, so dass er seine Audienzen auch von diesem „Thron" aus wahrnehmen konnte. Die Hofschranzen goutierten und applaudierten, wenn seiner Majestät Ausscheidungen vor aller Augen (und Nasen) mal wieder zu Hauf gekommen waren. Die Rangniederen erlaubten sich, das „kleine Geschäft“ auch schon mal hinter der nächsten Übergardine zu erledigen. Zur Not durften sie sich ihrer Notdurft draußen in den weitläufigen Parkanlagen entledigen.
In Frankreich waren nach dem Grundsatz „die Kultur herrscht über die Natur" Gärten und Parkanlagen dieser Zeit in einem künstlichen Stil angelegt. Dazu gehörte auch, dass man Bäume und Sträucher ständig und widernatürlich beschnitt. Daher fehlte es an wildwucherndem Unterwuchs. Während sich die Damen des Hofes in „nötigsten Momenten" zwischen den Rabatten zum Exkrementieren niederhockten und sich hinterwärts mit hochgerafften Röcken zu diesem Behuf entblößten, war auch der Herren Männlichkeit nach dem Niedergang ihrer herabgelassenen Culotten offen sichtlich. (Jene Kniebundhosen ohne den sonst praktischen Eingriff von außen waren vor allem in der Zeit Ludwig XIV. verbreitet.)
Pomander mit Duftkräutern, die reichlich in den Salons der Reichen ausgelegt waren, heuchelten in den Wohnräumen Wohlgerüche vor. Wenn die „Gnädigste des Hauses" Müssen musste, griff sie zur Handglocke und verlangte Bedienung. Auf die geflüsterte Anforderung brachte ihr das Personal ein Bourdalou (sog. Frauenurinal).
Bourdalou (1775)
Die handsame, oft mit floralem Dekor bemalte Sanitärkeramik, schmal wie eine Sauciere, schob sie sich – ungehindert, so sie ohne Unterhose war – unter ihrem weiten Rock in den Schritt. Dabei konnte sie auf dem Sessel sitzenbleiben und weiterhin ungerührt den Klängen des nicht enden wollenden Streichquartetts lauschen.
Frauen gänzlich ohne Rock, stattdessen nur mit Oberhosen, das durchzusetzen, war so einfach nicht, zumal bei Frauen, Rock oder Hose zu tragen, schon einen Unterschied macht, auch wenn es ihnen heute unbenommen ist, das eine oder auch andere ad libitum zu tragen.
Ich erinnere mich noch an die Besichtigung der Metéora-Felsenklöster in Thessalien. Damals, in den 70er-Jahren, wurden die Frauen unter den Besuchern aufgefordert, falls sie, wie auf Reisen üblich, Hosen tragen sollten, sich einen langen Rock überzuziehen, den sie notfalls am Eingang zum Kloster leihweise ausgehändigt bekamen. Lang, sackartig und grau. Von dem anachronistisch anmutenden „Mummenschanz“ ein Foto zu machen, über das man sich daheim belachen würde, verstand sich von selbst. Merkwürdigerweise wurde den Studentinnen in unserer Gruppe, die damals einen Mini-Rock trugen, selbst wenn dieser nur auf eine Bauchbinde von wenigen Dezimeter mini-miert war, der Einlass ohne Vorbehalt gewährt.
Offenbar wirkt eine Hose erotischer, nach Maßstäben für ein Männerkloster „sündhafter“, zumal sich darunter das weibliche Gesäß, was sie meist praller als bei Männern ausfüllt, vernehmbar abzeichnet. Schließlich mag man ahnen, was drunter ist, auch wenn man‘s nicht unmittelbar sehen kann. In einer Hose, anders als unter einem herabhängenden Rock, lässt sich ihr Schritt – für die zölibatären Männer „der ahnungsvolle Zugang zum ewigen Verderben“ – vor aller Augen, d. h. offen sichtlich verorten.
Einst, beim vollständig eingerüsteten Ritter – gewiss nur ein Problem im Mittelalter – war sein schutzbedürftiger Schritt, seine männlichste aber auch empfindlichste Stelle. Ein Problembereich, der seinerzeit hohe Anforderungen an die Schmiedekunst stellte.
Hingegen ließ sich für den Brustharnisch ein durchgehendes Blech verwenden, das sich gegen einen Lanzenstoß, wenn es leicht vorgewölbt ist, am
stabilsten erweist. An den Gelenkstellen, den Schultern, den Achseln, aber auch Ellenbogen und den Knien brauchte es der Beweglichkeit wegen viele gliederfähige Blechstreifen. Ritt der Ritter, so
hockte er, war doch seine Leistenbeuge trotz der vielzähligen Blechsteifen nicht sonderlich flexibel, notgedrungen steif im Sattel, dessen hochstehende Enden ihn vielleicht zusätzlich geschützt
haben.
Im Schritt des Ritters befand sich in der Regel, wenn nicht ein Suspensorium aus Leder, ein eiserner „Gemächte-Erker", die sog. Schamkapsel. Was aber hieß schon Scham, hier manifestierte sich eines Mannes „herausragende" Potenz. Immerhin, das hohl geschmiedete Blech war angesichts der gewölbten Form von einiger Stoßfestigkeit.
Rüstung für Heinrich VIII. (1540),
heute zu sehen im Tower von London
So ein blickfälliges Teil der Männlichkeit wurde später in der Renaissance, als in höfischen Kreisen die Herren beim Schreittanz nicht mehr geharnischt einherschritten, einfach nur durch einen ledernen „Protzbeutel“ an dessen Stelle ersetzt, in den zum Aufmotzen immer noch zusätzliche Füllteile hinzugefügt worden sein sollen. Am selben Gürtel hingen seitlich auch weitere Lederbeutel, in denen Münzen klimperten als Hinweis auf die finanzielle Potenz. Oft hatten es Beutelschneider darauf abgesehen.
In der Renaissance wurde hosentechnisch abgerüstet. Statt Blech, nun Samt und Seide. Pluderhosen kamen für den Mann in Mode. Lamoral von Egmond/t offenbart sich im III. Akt des gleichnamigen Bühnenstücks von GOETHE seiner Liebsten und fragt: „Bist du's zufrieden? Ich versprach dir, einmal spanisch zu kommen.“
Wenn schon von GOETHE die Rede ist, so möchte man an dieser Stelle BRUNO PREISENDÖRFER zitieren, der ein kurzweiliges Kompendium über die Zeit um 1800 geschrieben und dabei Intimes auch über GOETHE mitgeteilt hat. Der Dichterfürst habe –wer hätte es gedacht? – keine Unterhosen getragen und zur damaligen Zeit nicht nur e r nicht. Noch nach 1800 war es bei Männern allgemein üblich, überlange, vorn geknöpfte Oberhemden zu tragen. Um sie in die Hosenbeine stopfen zu können, ließ man die unteren Knöpfe offenstehen oder ließ sie gleich ganz weg, so dass die seitlich überhängenden Schöße nach alter Tatarenart zwischen die Beine gesteckt bzw. nach außen in die Hosenbeine gestopft werden konnten.
Spanische Männerkleidung zur Renaissancezeit,
nach einem Gemälde von François Clouet
Spanisch zu kommen, stand damals redensartlich für extravagant, vielleicht auch für das, was einem „merkwürdig" vorkam, wenn Männer beispielsweise in „Beinlingen“, also langen Strümpfen auftraten und darüber Pluder- bzw. Pumphosen trugen, die fast orientalisch anmuteten. Eben dort, im Land der aufgehenden Sonne, war es selbst für Frauen Brauch, sich in Hosen zu kleiden.
Im arabischen und nordasiatischen Raum waren weite „Harems- oder Aladinhosen“ schon seit langer Zeit fester Bestandteil traditioneller Bekleidung. Sie wurden von Männern und Frauen gleichermaßen getragen. Die Stoffbahnen dieser Beinkleider waren nicht miteinander vernäht, allenfalls im Bauchbereich und oberhalb der Fußknöchel mit einem Gurt zusammengehalten. Mit einem leichten Drehen am Bauchgürtel ließ sich so eine Hose, daheim und unterwegs, in der Art von Jalousien öffnen. Schnell konnten die Frauen auf diese Weise, selbst draußen in der Hocke und ohne weitere Entblößung, ihr Wasser abschlagen. Und wenn es den brünstigen Gatten drängte, war es ohne sonderlichen Aufwand möglich, ihm den Zugang durch eine leichte Drehung des Gürtels zu „eröffnen".
Behoste Frauen bald auch hier im Abendland? Männer in Pluderhosen? Hierzu dichtete Kantor JOHANN WALTER (1561) in „Wach auf, wach auf, du deutsches Land!“ :
Wer jetzt nicht Pluderhosen hat,
der kann nicht h ö f lich prangen.
Es ist solchs so ein schnöde Tracht,
der Teufel hat's gewiss erdacht,
wird selbst sein also 'gangen.
Das Zeitalter, dass auch Frauen in Mitteleuropa mit Oberhosen in die Öffentlichkeit gingen, ließ noch lange auf sich warten. Eine Stiftsoberin vermeldete einst in der Regionalsendung „Hier und Heute" allen Ernstes für das von ihr geleitete Internat: „Was Hosen anbetrifft, nein, bei uns tragen die Mädchen keine". Der irritierte Reporter fragte noch mal nach: „Ernsthaft, keine Hosen? " „Nur wenn sie im Winter auf Skiern stehen, sind lange Hosen, die sie unter ihren Röcken tragen, erlaubt.“
Zehn Jahre später, als LENELOTTE VON BOTHMER am 14. Oktober 1970 ans Rednerpult des Bundestages trat, hatte sie eine Welle der Empörung losgetreten. Sie trug eine Jacke, ganz hochgeschlossen und bis auf die Oberschenkel lang, darunter die Hose. Der beige Hosenanzug ähnelte ein bisschen der Garderobe von unserer ehemaligen Bundeskanzlerin. Doch 50 Jahre vor MERKEL führte BOTHMERs Aufzug, „ein Anzug, Jacke wie Hose“, noch zu einem handfesten Skandal.
Im April 1970 kam sie erstmals mit einem Hosenanzug in den Plenarsaal. Noch hielt sie dort keine Rede. Der damalige Bundestagsvizepräsident RICHARD JAEGER verkündete vorsorglich, er werde niemals erlauben, dass eine Frau in Hose vor dem Plenum des Hohen Hauses spreche.
Paar Monate später, im Oktober 1970, wies der Abgeordnete BERTHOLD MARTIN von der CDU mit dem Finger auf die besagte und bereits vorgewarnte Frau VON BOTHMER. Bevor sie überhaupt zum ersten Satz ihrer vorbereiteten Rede ansetzen konnte, rief er in seiner Empörung: „(Seht,) die erste Hose am Pult!". Danach blieb es laut Sitzungsprotokoll erst einmal still.
Nun hatte es bis dahin keine Kleiderordnung im Bundestag gegeben. Nur für die Saaldiener galt und gilt nach wie vor Frackzwang.
Die in Hannover gewählte Politikerin erhielt nach ihrem parlamentarischen Debüt unzählige Schmähbriefe. Darin wurde sie als „ganz disziplinlose Abgeordnete", als „würdeloses Weib", gar als „Schwein", bestenfalls als „Emanze" beschimpft. Nach der Bundestagssitzung ließen dann auch ihre Parteikollegen und andere Abgeordnete ihrer Empörung freien Lauf: „Unanständig" und „geschmacklos", hieß es unter anderem. Oh tempora, oh mores!
Wenn man erst einmal anfängt, eingehend über das „Sein oder Nichtsein" von Hosen zu reflektieren, ob lang oder kurz, bis hin zur kürzesten Fassung, die man „heiße Höschen“ heißt, so eröffnet sich – „oh mores!“, wie schon gesagt – ein weites Feld der Moralität. Auf dem Feld der Männlichkeit soll es sogar „tote Hosen“ geben. Auf dem Oktoberfest trägt heuer manch Mädel statt Dirndl eine Lederhose mit demonstrativer „Hosenklappe", wie sie gewöhnlich ein „bajuvarisches Mannsbuild" zum Brunzen öffnet. Emanzipation oder nur eine anmaßende Attrappe? – Frauen dürfen heute (fast) alles, und sie tuen es auch, zum Beispiel Hosen tragen.
Titelbild: Botanische Tafel Ficus ficaria, gemeinfrei
Vertreibung aus dem Paradies (Masaccio 1401-1428), gemeinfrei
Bourdalou, 1775 (Aufnahme gemeinfrei)
Rüstung für Heinrich VIII. (1540) im Tower von London, Aufn. 1971, E. Isenberg
Spanische Männerkleidung zur Renaissancezeit, nach einem Gemälde von François Clouet, gemeinfrei