Das Würde im Deutschen wäre unantastbar

 

Kam eine Kundin ins Autohaus und sagte im „rheinischen Konjunktiv": „Tschuldigen se bitte, dürft ich vielleischt frajen, ob mäin Auto  schon fertisch  wäre?" 

Darauf die Frau an der Rezeption: „N'jo, dat hinge davon ab, wann se't uns jebracht hätten?" 

„Heut' Morjen

„Nu würd' isch sajen, dat wär noch nitte so lang her. Doch besser mir täte trotzdem ma nach ihm gucken. Wenn se misch schon danach frajen, ob et fertisch wäre, dann täät isch mal den Mäister rufen.“ 

„Sollt' et" , denkt die Kundin, ohne es auszusprechen, wenn man den Mäister nicht nur frajen täte, sondern t u t , vielleischt tatsächlich schon fertisch säin?"

Würden die Damen doch nur im Indikativ kommunizieren, kämen sie schneller auf den Punkt, das hieße, sie fänden einfacher heraus, was der gegenwärtige Stand des Fahrzeugs  i s t  ( Indikativ ! ).

Hierzu fällt mir eine Dozentin ein, von der wir als Studierende damals dachten, dass sie den unsääglichen Konjunktiv schon wegen des gedehnten „ää‘s“ so gerne verwenden tääte. Man wollte fast meinen, dass sie dieses Tääte mit Wollust trompeetete. Es schien, als ziele sie nur darauf ab, ihr Auditorium zu nerven, gar aufzuschrecken, so dass sie auf diese Weise in ihrem sich hinziehenden, um nicht zu sagen träägen Vortrag, wieder unsere Aufmerksamkeit gewänne.

Ob gewänne oder auch gewönne, was im Konjunktiv II durchaus möglich wääre. Für fragliche Fälle hülfe notfalls das volkstümliche „Würde“.

Allgemein ließen wir mit dem Konjunktiv besser Vorsicht walten, wenn wir uns im Raum des Ungewissen bewegen. Was aber wääre schon gewiss? Wohl kaum das, was in der Vergangenheit hat sein oder hätte gewesen sein können, und schon gar nicht, was auch in Zukunft noch sein wird oder könnte

Ungeübte auf diesem gehobenen Terrain des Konjunktivs sind es oft satt und operieren gleich mit dem praktischen, bereits genannten allerwelts „Würde“. Nicht schön, aber auch nicht falsch. Kein Wunder, dass es beharrlich verwendet wird, nach dem Motto, „das Würde* im Deutschen wäre unantastbar“. 

Zu guter Letzt ließe sich folgender Dialog anfügen, eine sprachliche Spielerei um das „Könnte und Wäre“, den LORIOT*, Meister der Sprachsatire, uns hier auf Erden hinterließ. Man sagt, dass er, der bereits seit 2011 im Himmel sei, die Engel dort zum Lachen brächte.

Nach dem Hörensagen im Wortlaut notiert: 

- Du, können Geiger eigentlich nur geigen und Trompeter nur blasen?

- Mm? Nun ja …!

Wäre das nicht ziemlich eintönig?

- Ach was! Man sagt, Musiker seien mit ihren Instrumenten verheiratet.

- Aber sie könnten doch auch mal mit den Instrumenten ihrer Kollegen spielen …

- Theoretisch wäre es schon möglich.

- Praktisch auch? …

- Meinetwegen kann ein Trompeter auch mal praktisch in eine Geige blasen.

- Ich möchte, dass du meine Frage ernst nimmst!

- Ja …

- Warum sagst du dann, es wäre praktisch, in eine Geige zu blasen?!

- Ich will sagen, es wäre möglich …

- Nein, es wäre einfach unpraktisch …

- Es wäre unpraktisch, aber nicht unmöglich …

- Kein Geiger würde einen Trompeter in seine Geige blasen lassen …

- Nein, nein … aber theoretisch" wäre es natürlich möglich …

- … aber praktisch" eben nicht!

- Wenn ein Trompeter in eine Geige bläse, dann blöse er bloß theoretisch" gesehen praktisch" nicht.

- Er bläst also nur, wenn er praktisch bliese

- Jaja, aber ein Trompeter bläst nun mal nur theoretisch" in eine Geige!

- Warum gibst du nicht einfach zu, dass ein Trompeter niemals in eine Geige bliese?

- Herrgott noch mal, weil ein Trompeter theoretisch" in eine Geige blasen könnte, auch wenn er dazu praktisch" keine Gelegenheit hätte!

- Also, ich gehe in kein Konzert mehr, wenn ich darauf gefasst sein muss, dass plötzlich ein Trompeter theoretisch oder praktisch in eine Geige bliese.

- Liebling, kein Trompeter wird je in eine Geige blasen …

- Ach? Auf einmal …!

  

Wer an den 1. Artikel unseres Grundgesetzes dächte, dem sei zur Erinnerung gesagt, dass es darin um  d i e Würde des Menschen geht.

 * * Niedergeschrieben nach einer Tonaufnahme von Viktor von Bülow und Evelyn Hamann